Das Rudel und seine zahlreichen Wege ins echte und harte Leben...

Nun habe ich schon 9 meiner 11 Monate hinter mir und mich verlässt die Anspannung nicht, dass ich doch vielleicht mich nun für eine Universität entscheiden sollte, denn vielleicht finde ich nun eine, die mir unglaublich gut gefällt, aber leider einen vorgezogenen Bewerbungsschluss für Altabiturienten hat. Also beschäftige ich mich nun schon den zweiten Tag mit dem Thema Universität mit einem Fachbereich für Geografie, der dann auch noch eine positive Bewertung im Zeit-Hochschulranking erhalten hat und ein vernünftiges Programm bietet und nicht total überlaufen ist. Letztes hat mich gegen beide Berliner Unis stimmen lassen. Die haben mal überhaupt nichts von ansprechender Aufmachung gehört! Die Website ist vollkommen unübersichtlich und man muss speziell alles in die Suche eingeben, ansonsten erscheinen die Informationen unauffindbar. Ähnliches habe ich auch bei anderen vorgefunden, also beginnt nicht zu spät euch mit der Geschichte zu beschäftigen, denn ihr braucht mindestens 2 Tage nur um alle Informationen herauszufinden. Dann stoße ich wieder bei einer Seite auf etwas, was auf einmal echt attraktiv erscheint und weil ich bereits wusste, dass ich bei anderen dementsprechend alles suchen muss, fing ich also immer wieder an die Seiten zu durchkämmen. Was für eine furchtbare Arbeit. Die Tage an denen ich das gemacht habe, waren aber sowieso schon durch die ein oder andere Sache furchtbar, sodass ich mich darüber gefreut habe etwas sinnvolles mit mir anzufangen und endlich wieder auf eine Tätigkeit zu zu steuern, die auch noch meine Hirntätigkeit beansprucht.

Genau dies fehlt mir hier nämlich sehr. Gestern war ich laufen beispielsweise, aber es konnte sich einfach nicht das übliche Glücksgefühl einstellen, wie ich es von zuhause kenne. Da war ich wenigstens auch mental vollkommen müde, sodass die körperliche Müdigkeit perfekt zu mentalen passte und ich dann einfach nur glücklich auf dem Sofa sitzen konnte und mir etwas blödes zu Gemüt führen durfte, da ich es mir ja „verdient“ hatte. Ist es irgendwie nachvollziehbar was ich schreibe? Ich freue mich wirklich darauf wieder neue Dinge zu lernen und mich mit Problemen auseinander zu setzen, die über das Niveau eines Grundschülers hinaus gehen. Schlagt mich bitte nicht, aber irgendwie hätte ich wieder Lust auf so eine schöne Aufgabe aus der Stochastik oder besser der Linearen Algebra oder auch aus der Organik. Einfach nur mal die Gehirnzellen stärker beanspruchen. Meine höchsten Anstrengungen habe ich am Samstag vollbracht, als ich leicht betrunken versuchte etwas (lächerlich Einfaches) auszurechnen und dann die Antwort auf Niederländisch zu formulieren...

Dies geschah auf dem Benefit für unser Tipi, welches im Dezember abgebrannt ist und nun neu erworben werden soll. Ich war hierbei zusammen mit Zorana für die Kasse zuständig und hatte doch eine ganz nette Zeit dort. Mit einigen der Bands, die dort gespielt haben, konnte ich echt nichts sooo viel anfangen, aber ich bin vergleichsweise tolerant geworden was Musik angeht und es war jetzt nicht unglaublich furchtbar plus ich saß bei den letzten zwei Bands sowieso im Vorzimmer, weil ich an der Kasse war. Also war ich etwas geschützt. Zudem war es witzig, dass ab und an doch einer versucht hat bei mir zu landen, indem er sich irrsinnig für mich interessiert hat oder versuchte Deutsch zu reden. Persönlich sehe ich das weitgehend mit Humor. Der klang, als hätte er zu viel Rammstein gehört und sprach alles grausam hart aus, aber es war schon witzig. Betrunkene haben echt einen hohen Unterhaltungswert. Wenn man dann noch recht nüchtern daher kommt und sieht wie eine Kollegin, die normal etwas steif wirkt, auch wenn sie gerade mal 22 ist, zum gefühlt zehnten Mal erzählt, wie der Mechanismus der Türen funktioniert, dann kann man nur lachen :D Nun hab ich wieder mal einen Einblick gehabt, wie Mewa sich wohl in so manchen Situationen fühlt.

Meine Kroaten haben mich auch noch immer mal runtergezogen, denn die Cousine und der Cousin von Zorana waren auch noch hier und ich war definitiv die Minderheit, sodass hier auf einmal fast ausschließlich Kroatisch gesprochen wurde. Ich hab das ganze zu Beginn noch recht sportlich genommen und jedes verfluchte mal, als Super Mario gespielt wurde und ich nicht unsozial in meinem Zimmer hocken wollte, schön fleißig nachgefragt, was denn die tausendfach wiederholten Worte bedeuten, sodass ich jetzt „Pilz“, „springen“, „rennen“ und einige Flüche auf Kroatisch kann. Aber ehrlich gesagt bin ich nun froh, dass die beiden weg sind. Ihr Englisch war auch zugegeben ziemlich crappy, deshalb war es wohl ziemlich häufig auch nur Kroatisch was sie herausbringen konnten, wenn es um es was einfaches geht, aber es nervt halt, wenn wir zusammen kochen und ich nicht einmal ansatzweise mit eingebunden werden kann, weil ich die Unterhaltung schlicht und einfach nicht verstehen kann. Als ich dann gestern Abend dementsprechend auch nichts zur Stimmung oder Unterhaltung beigetragen habe und eher schlecht gelaunt an meiner Rum-Cola genuckelt habe, wurde ich dann auch noch ernsthaft gefragt, warum ich denn so drauf sei. Aggro-Chloro kommt eben manchmal auf Besuch, gell? Manchmal denke ich einfach, dass nicht mal grundlegende Dinge bemerkt werden. Ich bin nicht so schwer zu durchschauen, dass ich bis zu einem gewissen Grad natürlich immer sage, dass es mich keineswegs stört, dass sie in ihrer Sprache reden, aber irgendwann ist auch genug. Das ist nicht so schwer nachzuvollziehen, oder? Wenn ihr kommt unterhalten wir uns bitte auch nur auf Deutsch, denn ihr sprecht kein flüssiges, perfektes Englisch, dass besser ist, als mein eigenes und ihr wart keine 6 Monate in Neuseeland/Australien. Ihr könnt eigentlich nur Deutsch, gell?! WOA wie mich das immer wieder aufregt, wenn ich dran denke...
Meine letzten 2 Monate haben nun begonnen und ich darf langsam anfangen mein Abschluss-Schreiben zu verfassen.
Was habe ich gelernt?
Wie habe ich mich verändert?
Welche Fähigkeiten habe ich verbessert?
Was sind meine Schwächen?
Zu Letzterem habe ich definitiv eine Antwort. Ich habe ein Kontinuitätsproblem. Ich nehme mir viel vor und betreibe es dann nicht regelmäßig genug oder verliere die Motivation. So gesehen bei meinem Versuch Niederländisch zu lernen, Gitarre zu lernen, Yoga zu machen, Diät zu machen, etc. Wiederum habe ich meine Liebe zu Handarbeiten wiederentdeckt. Wie lange habe ich nicht mehr gestrickt oder gehäkelt bevor ich nach Belgien kam. Außerdem lese ich im Moment auch besonders gern. Zwar sind die Bücher nicht erwähnenswert anspruchsvoll oder so, aber ich habe Spaß dabei und das ist doch wichtig, oder?
Persönlich habe ich es, glaub ich, geschafft zu lernen manchmal mich zu überwinden und Dinge zu machen, die ich eigentlich nicht so wahnsinnig toll finde, aber trotzdem das ganze mit Begeisterung zu machen. Verdammt wie gern ich nun im Garten arbeite oder mein blödes Marktprojekt leite. Auch dieses Festival habe ich durchgestanden, obwohl ich kein Motivation zu der ganzen Sache hatte, weil sie mir viel zu Hippie-lastig daher kommt. Schlussendlich habe ich getanzt und zwar echt und total unverstellt und nicht so wie in der Disko wo man versucht gut auszusehen, während man eingequetscht zu furchtbarer Musik hin und herschunkelt. Ich hatte mehr oder weniger Spaß.
Ich habe Erfahrungen gemacht, die mich lehren, dass ich mir definitiv mehr zutrauen kann und darf und muss. Ich kann den blöden Van fahren! Ich kann mich auf Niederländisch verständigen! Ich kann Gitarre spielen (okay nur zwei Lieder, aber immerhin!) und ich kann die Barreakkorde! Ich kann einfach mal spontan am Wochenende wegfahren und eine neue Stadt besuchen! Ich kann in einem anderen Land überleben!

(Fällt euch irgendwas ein, in dem ich mich verändert habe? Wäre gut zu hören, immerhin brauche ich Anregungen für das Formular ;))