diewoelfe am 04. Februar 19
Forschungsaufenthalt auf Kyushu/Japan
Liebes Rudel,
ich habe Urzeiten nichts mehr von mir hören lassen! Gesundheitlich ist bei mir seit über einem Jahr sehr viel los, sodass ich leider sozialen Kontakt zu sehr minimiere. Entschuldigt bitte!!
Nichtsdestotrotz bin ich wieder einmal in Japan – natürlich wieder nur für ein halbes Jahr. Es wurmt mich, dass ich zu schlecht bin, ein ganzes Jahr zu bekommen, jedoch freue ich mich über die Möglichkeit, hier doch noch sechs Monate lang forschen zu dürfen.
Die Freude hielt sich bereits anfangs in Grenzen, weil ich wütend über das Auswahlverfahren war und nach unserer Ankunft hier wuchs die Freude leider nicht. Der Campus ist neu – nichts ist hier vor Ort. Die Mensa bietet jeden Tag die gleichen fünf Gerichte und außerhalb des Campus gibt es in Fußnähe zwei Nudelrestaurants (also auch nichts anderes als in der Mensa). Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie schnell wir das Essen hier statt hatten. :/ Bis zum nächsten Einkaufsladen ist es 'nen Stück Busfahrt und kostet jedes mal 5€, sodass ich versuche häufig zu kochen, jedoch nicht häufig genug zum Einkaufen komme.
Forschungstechnisch bin ich hier sehr gut aufgehoben! Mein Prof mochte mein Steinthema sofort und wir hatten uns wöchentlich zusammen gesetzt. Alle anderen Kurse waren auch über die Vormoderne – größtenteils nur bis zum Mittelalter. :D Perfekt! Ich habe hier mein Thema für die Masterarbeit gefunden – das nur noch meiner Professorin in BO nahe gebracht werden muss.... „nur noch“ - und sammele ein wenig Quellen. Ein wenig, weil keine Zeit! Zu gerne hätte ich noch 2, 3 Monate extra zum Sammeln der Quellen... ;___;
Andererseits bin ich recht froh, wenn ich hier wegkomme. Ich freue mich mega auf die Essensauswahl in Deutschland!! Kein Fisch mehr!!!! <3 und ich brauche Abstand zu gewissen Leuten! Anfangs war alles okay, aber im Dezember bekamen alle auf einmal Depressionen, zerstritten sich mit Leuten, hatten Liebeskummer oder Beziehungsstreit. Ich bin nur von drei Leuten umgeben, denen es nicht so ergeht und denen bin ich leider nicht so nah. Weil wenig Zeit, auch keine Chance die Freundschaft zu vertiefen.
Ich werde Ende des Monats zwei Tage verreisen und dann hin und wieder im März mit meinen Eltern, aber ich hätte das Land gerne noch weiter bereist. :( Aber wer will denn schon reisen, wenn er täglich forschen kann? (…)
Ich werde noch ein paar Freunde treffen bevor ich fliege, jedoch bin ich mir bei einigen nicht ganz sicher. Jeder ruft „lass(t) uns was zusammen unternehmen.“ und haben sogar Vorschläge. Allerdings musste ich feststellen, dass seit ich nun im Febr. Gesagt habe, dass ich nichts mehr plane, niemand plant. Oder Planung derzeit so chaotisch ist, dass ich an einem Treffen zweifel.
Ich habe hier bereits unglaublich viel Energie gelassen – in sozialen Kontakten und in Forschung/Unterricht, dass ich sehr erschöpft zurück kommen werde. Aber wie der ein oder andere von euch weiß, gibt es in der Endphase keine Zeit zum Ausruhen.
Grüße aus Fukuoka,
mewa