Dienstag, 18. November 2014
"Uni-Projekte" oder "wie ich drei Stunden meiner Lebenszeit verschwendete"
Ich muss das jetzt schreiben, weil ich mich einfach so aufgeregt habe darüber.... und weil ich es so ungerecht fand. Und so wird es auch klingen, wer also keine Schimpftirade über das Nicht-Organisiert-Sein meines Studiengangs lesen will, der muss nicht weiter lesen...

Wir sollen ja dieses Semester unser ITP machen... also unser "Informationstechnisches Praktikum", was wir also machen ist einmal pro Woche in einem Computerraum der Uni zu sitzen und uns irgendwie unvollständige Erklärungen zu kleinen, lustigen Programmen anzuhören, die wir dann schreiben sollen. Die Kurzzusammenfassung, die da gegeben wird, reicht nicht annähernd aus, um die Aufgabe zu verstehen, aber naja: Wir sind ja an der Uni und ich bin es gewohnt meinen Kram selber zu erarbeiten. Außerdem gibt es eine Vorlesung, in der das wohl sowieso alles ausführlich erklärt wird. Leider bin ich in der immer eingeschlafe, bevor er zum Thema gekommen ist. Was solls. Mein Problem...

Das Problem fing ja auch vor ca. einer Woche erst am. Wir müssen nämlich eine gewisse Anzahl an Punkten in der Veranstaltung zusammen bekommen: 3 Stück. Dafür gibt es verschiedene Optionen. Einen Punkt kann man zum Beispiel einfach durch Anwesenheit bei jedem Termin bekommen. Der ist einfach. Zwei kann man durch Testate bekommen. Es gibt also zwei Termine, an denen man kommt. Eine Aufgabe kriegt, 20 Minuten Zeit hat und in der Zeit was programmieren muss. Danach kann man entweder einen oder einen halben Punkt bekommen. Wer nur den ersten Aufgabenteil hat, kriegt einen halben Punkt. Mit beiden Teilen gibt es einen (wenn man den ersten nicht hat, den zweiten aber, dann gibt es gar keinen?!). Und einen Punkt kriegt man durch ein Projekt, dass man zu Hause programmieren muss. Der Umfang ist übrigens so, dass man es mit dem in der Uni erlernten niemals auch nur annähernd lösen könnte. Die meisten Leute, die ihre Punkte nicht zusammen bekommen haben, bezahlen also am Ende einen Informatiker um das zu programmieren und die Veranstaltung zu bestehen...
Das ist aber erst seit einem Jahr so. Die Leute vorher mussten das noch nicht machen. Da war die Veranstaltung deutlich einfacher zu bestehen...

Der erste Teil dieses Projektes, musste heute abgegeben werden. Ein "Programmablaufplan" (PAP), der mit genormten Symbolen alle Teile des Programms darstellen soll. Der bringt einen halben Punkt. Also nicht so sonderlich viel...
Die Frage war nur... in welchem Umfang?! Man holt sich also so ein Teil vom letzten Semester, mit dem man damals bestanden hat. Guckt den an und denkt: Ach naja, ist ja gar nicht so schlimm! Ein A3-Zettel und das Ding ist gegessen. Als nächstes gibt es ein Forum, in dem Fragen zu diesem PAP beantwortet werden. Und so rein interessehalber stöbert man mal so ein bisschen... und stößt darauf, dass irgendwie jedes kleine Unterprogramm und alles mathematisch genau und in Formelschreibweise da aufgeführt werden soll. Natürlich ist man ein bisschen sauer, dass die letzes Semester so viel weniger machen mussten und fängt an sich hinzusetzen und den so genau wie gefordert zu schreiben.
Nach den ersten zwei Unterprogrammen und der Grobgliederung stellt man fest: Irgendwie kann ich das so genau nicht. Ich habe keine Ahnung was ich schreiben soll und irgendwie wird das so auch irre viel. Also nochmal verbessert und allgemeiner und textbasierter weitergeschrieben. Währenddessen diskutieren alle Leute immer wieder: "Wie genau hast du das denn jetzt gemacht?" "Wie hast du denn jetzt die Aufgabe verstanden?" "Hast du das irgendwie hingekriegt?" Tja. Man fühlt sich irgendwie verarsht und alleine gelassen. Niemand kennt die genaue Aufgabe. Aber wir sind ja in der Uni. Das kennen wir ja alle.
Nach mehr als sechs Stunden steht also mein Gerüst für das Programm und jetzt muss ich anfangen den ganzen Scheiß von Hand abzuschreiben, denn es werden natürlich nur handschriftliche Ergebnisse anerkannt -.- nach zweieinhalb Stunden stumpfer Abschreibearbeit bin ich also fertig. Es ist Sonntagabend ich habe gerade 13 Seiten Papier vom PC abgeschrieben und ich bete, dass meine Interpretation des Aufgabenumfangs jetzt ausreichend ist. Denn eindeutig weiß dass ja irgendwie keiner.

Montag von zehn bis elf ist dann meine Gruppe dran mit Testat und ich bin guter Dinge, habe mir meinen PAP schön geredet und warte vor dem Raum. Und warte... und warte... und warte.
10:15 Jemand steckt den Kopf heraus und meint, es könnten die ersten reinkommen und sich hinsetzten. Wir gehen also in den Raum uns stellen fest: Es sitzen noch ca. 50 andere darin und waren seit teilweise zwei Stunden auf Abnahme ihrer Testate. Der Dozent fragt laut in die Runde, wer denn noch aus der Gruppe da ist, die von 8 bis 9 Uhr hatte.
10:45 Es wird angeboten, man könne sich in eine Liste eintragen, dass man erst um 18 Uhr wiederkommt um das Testat abgenommen zu bekommen. Ansonsten würde es wohl noch etwas dauern. Ich habe aber abends einen Termin. Außerdem sitze ich ja schon eine Stunde hier...
10:58 Es wird festgestellt, dass der Raum ab 11 Uhr von einer anderen Veranstaltung belegt ist. Der Dozent sucht panisch einen anderen Raum und wir müssen umziehen.
11:34 Es sind jetzt alle Studenten aus der Gruppe vor unserer dran gewesen. Sie fangen an die 10-Uhr-Gruppe zu testieren. ich habe inzwischen 1 1/2 Stunden damit verbracht meinen Tische anzustarren... Ich fühle mich verarscht - nur ganz leicht - und würde am liebsten jemanden dafür zusammen schreien. Aber ich bin ja ein sozialverträglicher Mensch. Währenddessen höre ich um mich herum, wie der ein oder andere zusammengefaltet wird, weil er die Aufgabe nicht verstanden hat und das ja ein Witz wäre. Bestehen scheint nicht so einfach. Ich habe langsam echt Angst durchzufallen.
12:30 Der Dozent, der mit Abstand am härtesten bewertet, lässt sich an unserem Tisch nieder und macht erstmal einen Kommilitonen nieder, wie er denn glauben konnte mit sowas zu bestehen. Das wäre ja eigentlich gar nichts. Als dieser in dezent darauf hinweist, mit was für einem viel ungenaueren PAP er letztes Semester bestanden hat, erzählt der Dozent ihm erstmal, dass das ein Fehler war und nicht hätte passieren dürfen (wohl gemerkt, VIER dieser sogenannten Fehler habe ich inzwischen gesehen. Alle haben bestanden!). Auf die Frage, warum die ihre Termine nicht koordiniert bekommen und wieso wir so lange warten müssen, kriege ich folgende Antwort mit einem süffisanten Grinsen: "Ja, wenn wir bei ihren Kommilitonen so viele Fehler festgestellt werden, dann müssen wir so viel reden und dann verzögert sich das!" Nein, natürlich keine Fehlplanung, zu dumme Studenten! Das ist der Grund. Letztes Jahr hätte das geklappt (ja, jetzt überlegen wir mal warum?!) und es gäbe Gruppen, die hätten nur ihre vorgesehene Stunde benötigt. Ja, die Gruppe mit den meisten Widerholern sogar. Ich habe mir verkniffen darauf hinzuweisen, dass schon so viele in der Gruppe vor dem ersten Testat aufgegeben haben, dass nur die Hälfte anwesend gewesen sein soll... dann geht das schneller. Und die Gruppe war von Anfang an nicht voll...
Außerdem opfere er hier auch gerade seine Mittagspause...ach ja? Wir haben gerade eine Vorlesung und eine Übung verpasst. Interessiert Sie ja auch nicht, oder?!
12:50 Mein Testat ist dran, bei besagtem Dozenten. Er erzählt mir erstmal, dass ich mir viel zu viel Mühe gemacht habe. Viel zu ausführlich. Ich denke mir meinen Teil. Diskutieren bringt bei dem ja nichts...
Aber dieses würde so nicht funktionieren und dieses nicht und überhaupt... aha, woher soll ich das wissen? Wir haben bis jetzt immerhin schon unsere ersten Schleifen programmiert. Was wir da machen sollen verstehen wir eh alle nicht. Seine Antwort: "Ja warum haben sie es denn dann so gemacht und nicht so, wie sie es können?" Dieses Grinsen bei seinen Worten... ich reiße mich zusammen und denke: "Haha... weil ich es NICHT KANN?" Egal, Boden anstarren, Klappe halten. Ich neige nicht zu Gewaltausbrüchen, so soll es bleiben!
"Naja", war sein Urteil, "Also das Hauptproblem ist hier annehmbar genau gelöst. Also bestanden!" Ich verkneife mir den Kommentar, dass er eben noch sagte es sei alles viel zu ausführlich. Scheint er nicht so gemeint zu haben. Ich nicke, schweige, beiße die Zähne aufeinander und stopfe mein Zeug in meine Tasche. Dann verlasse ich fluchtartig den Raum.
13:04 Als ich draußen bin muss ich den Impuls unterdrücken mit meiner bloßen Hand das nächste Fenster einzuschlagen. Ich glaube in den vergangenen drei Jahren hatte ich noch nie solche Aggressionen! Nicht mal meine Mutter und meine Schwester haben das geschafft. Dieser unglaubliche A.... schafft es nicht etwas einigermaßen organisiertes aus die Beine zu stellen, aber anstatt sich zu Entschuldigen oder wenigstens einzusehen, dass es nicht läuft (Nur der Satz: "Ja, das müssen wir nächstes mal ändern!" oder so hätte mir gereicht...) beschuldigt er die Studenten, dass sie zu dumm sind und eine Aufgaben nicht verstanden haben, die ja so einfach und eindeutig sei. Ja, für ihn wahrscheinlich. Er hat sie entworfen, aber wir können leider nicht hellsehen. Von uns hat niemand gewusst, was wir genau machen sollen. Und ich habe mit vielen Personen gesprochen!
Er hat auch noch ein paar andere Dinge gesagt, die hier zu erklären zu weit gehen würde. Gesamtaussage: ICH kann ja nix dafür, wenn die STUDENTEN zu dumm sind, einfache Aufgaben zu erfüllen.
Tja... eine Lektion fürs Leben. Klappe halten, lächeln und winken. Es bringt ja nichts mich mit ihm anzulegen. Auch wenn ich es gerne gemacht hätte! Ich habe zwei Stunden gebraucht, ehe ich das Gefühl los war ich sei ein Kessel und das Überdruckventil kaputt. Wir haben schon überlegt, wohin man sich mal dezent wenden könnte um zu erreichen, dass es wenigstens nächstes Semester organisierter wird. Aber die Uni ist eine Behörde. Wir haben wenig Hoffnung...

Der Omegawolf