diewoelfe am 17. November 12
Von dem Mann, der die Frauen anscheinend noch am Herd haben will...
Vor ein paar Tagen habe ich mir einen Vortrag über theoretische Physik angehört. Danach wollte ich noch ins Unikino und laufe also ganz gemütlich vom Albert-Einstein-Institut aus zur Station Appelstraße.
Während ich da so stehe, spricht mich ein Mann an und fragt mich, ob ich auch gerade bei dem Vortrag über Physik gewesen wäre. Als ich Ja sage, ist er völlig irritiert. Das ein Mädchen sich für Physik interessiert, dass sei ja schon sehr seltsam, meinte er. Naja, ich habe ihm also erzählt, dass ich Maschinenbau studiere. Und schon kam der erste Schenkelklopfer.
Er meinte: "Naja, aber bei Maschinenbau gehört ja Zeichnen dazu. Also technischen Zeichnerinnen und so."
Hallo?! Hat er irgendeine Ahnung, was es heißt Maschinenbau zu studieren?? Ich meine, ja wir lernen technisches Zeichnen. Aber der Studiengang besteht vielleicht zu drei Prozent aus Zeichnen und der Rest ist etwas Anderes. Als ich ihm das und die Tatsache, dass bei den Physikstudenten eine Frauenquote von 30% ist und wir gerade mal eine von 13% haben, erklärte, schien er das aber gar nicht wahrzunehmen. Er setzte für Maschinenbaustudentinnen anscheinend das Studium mit einer Ausbildung zum technischen Zeichnerin gleich...
Aber es kam noch dicker. Als nächstes wollte er mir erklären, dass Männer genetisch bedingt Dinge wie Physik und Mathe besser lernen könnten als Frauen. Denn deren Vorfahren haben das ja schon immer gemacht, deswegen haben sie das Wissen dafür und das war nun mal früher ein Männerfeld und deswegen können Männer das besser.
Als ich ihn fragte, wie denn ein kleiner Junge, der frisch geboren ist und gerade so weiß wie man brüllt und atmet, etwas von den technischen und physikalischen Wissens seiner Vorfahren geerbt haben kann, ignorierte er mich abermals. Das schien ihn nicht zu interessieren. Männer haben halt ihre Stärken und für Frauen gäbe es ja Berufe wie Kindergärtnerin oder Germanistin oder Dinge wo man einfühlsam sein muss. Da wären die schließlich besser.
Männer und Frauen wären früher eins gewesen und dann haben sich männliche Eigenschaften bei Männern "abgespalten" und weibliche Eigenschaften bei Frauen und so wäre die Differenz zwischen Frauen und Männern entstanden. eine unumstößliche Tatsache, die allgemein gültig sei und über die man nicht nachzudenken brauche.
Inzwischen standen wir in der Bahn und ich war langsam doch tief schockiert, wie man so überzeugt sein kann von einem doch irgendwie offensichtlich so veralteten Weltbild. Er schien nicht mal ansatzweise daran zu Zweifeln, dass er Recht hatte. Alle meine Argumente ignorierte er geflissentlich (aber ich bin ja eine Frau, ich kann wahrscheinlich nicht argumentieren, deswegen braucht man mir eigentlich auch gar nicht zuzuhören, es sei denn man hat eine Frage gestellt und das hatte er ja nicht...) und er begriff auch gar nicht, wie ich mich für so etwas "männliches" wie Physik auch nur interessieren könnte.
Ich kam also zu meinem schlagenden Argument (dachte ich zumindest), dass ich Physik und Mathe schon immer besser konnte als Gesellschaftswissenschaften, Sprache und so einen Kram. Er wurde einige Sekunden nachdenklich (schon erstaunlich, wenn man vorher gesehen hatte, dass er ohne Punkt und Komme geredet hat und meine Ansätze etwas einzuwerfen einfach im Keim erstickte) und antwortete dann: "Dann hätten Sie wohl ein Mann werden sollen, wenn Sie so etwas können. Dann sind Sie anscheinend von ihren Eigenschaften her eher männlich als weiblich. Ihr Körper hat sich bloß im Geschlecht geirrt!"
Okay, ich hätte ihm eine reinhauen können... aber ab diesem Moment dachte ich nur noch: Er ist es nicht mal mehr wert sich die Mühe zu geben, ihn was besseres zu lehren! Da ist einfach nichts mehr zu machen... er dreht sich alles so hin, wie er es hören will!
Schon krass. Das war ne ziemlich offene Beleidigung, wenn ihr mich fragt, auch wenn ihm das bestimmt gar nicht aufgefallen ist.
Ich habe sein Gelaber also die letzten Meter der Bahnfahrt ignoriert und bin ohne ein weiteres Wort an der Uni ausgestiegen.
Was man doch ab und zu für merkwürdige Leute treffen kann, wenn man Bahn fährt^^
Der Omegawolf
diewoelfe am 16. November 12
Das spannende Leben eines Maschbaustudenten
Heyho Mewa,
so richtig viel passiert hier nicht.
Ich stehe morgens (früh) auf. Meinst um sechs oder halb sieben und ja, ich weiß, dass das einige Menschen hier als nicht früh empfinden, ich bitte sie mir die Schimpftirade zu ersparen, und fahre mit der meist überfüllten Bahn und noch halb schlafend zur Uni. Da höre ich mir dann diverse Vorlesungen an, danach esse ich zu Mittag und fahre entweder nach Hause um zu lernen oder setze mich in die TIB (Technische Informations Bibliothek) und mache meine ich-weiß-nciht-wie-vielen Übungszettel. Mechanik, E-Technik, Mathe...
Mechanik ist toll, wird aber langsam echt komplex. Eigentlich funktionieren die Aufgaben immer gleich und das Prinzip ist nicht so schwer, aber inzwischen sind die Aufgaben in sich so vielschichtig (drei Seiten Rechnungen, eh man das Ergebnis hat), dass man zwischendurch völlig durcheinander ist, was man überhaupt rechnen wollte.
Mathe ist scheiße. Wir haben eine Vorlesung, die so aussieht. "Definition: Für die x aus der Menge der reellen Zahlen und Lamda aus der Summe der komplexen Zahlen, für die gilt. Alle Vektoren x für die ein Lamda existiert, dass in einem Raum ungleich dem Nullvektor dargestellt werden kann gibt es auch ein Lamda...."
Definition nach Definition, Satz nach Satz... keine Erklärungen, nichts, simples abschreiben des Skriptes. Man versteht also nichts...
Die Übung ist nicht viel besser, keiner der Leute spricht fließend deutsch (und ich habe schon einige Übungen durchprobiert) und der in meiner offiziellen Übung, wo ich eingeteilt bin, spricht so leise, dass man es nicht mal mehr in der dritten Reihe hört... Und er beschimpft uns auf Englisch^^
Auf gut deutsch, von Mathe habe ich inzwischen keine Ahnung mehr... was nicht gut ist, denn wir schreiben alle drei Wochen Kurzklausuren.
E-Technik ist fast noch schlimmer. Wir haben eine Vorlesung, in der man uns hilfreicherweise erklärt. was ein Kabel ist und wie das aussieht und woran man einen geschlossenen Stromkreis erkennt und eine Übung, in der wir so einen scheiß wie Temperaturabhängigkeiten von Widerständen ausrechnen. Wer da also mitkommen will, muss sich den Mist alleine beibringen. Die Vorlesung ist wenig hilfreich.
Das mache ich also Tag für Tag, danach lese ich vielleicht nochmal ne Stunden oder so und dann schlafe ich.
Oh ja, ich führe ein gar spannendes Leben.
Aber im Moment bin ich auf einem Stand (als einer der wenigen im Jahrgang schätzungsweise), dass ich sagen würde, ich habe mehr als 50% des Stoffes verstanden und könnte ihn auch rechnen. dafür habe ich kein Leben mehr, danke auch Studium.
Der Omegawolf